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Familienwerte – Ostdeutsche und Heimat – ein idealer Unternehmer – Zusammenstehen

Familienwerte werden ja gerne von Konservativen als ein ganz entscheidendes Merkmal einer gesunden Gesellschaft dargestellt. Liberalen wird dagegen „Hyperindividualisierung“ unterstellt und Linken, dass sie überkommene Strukturen zugrunde richten (wollen) durch „Gender-Gaga“ und Beliebigkeit. Vor diesem Hintergrund hat ein Ereignis der letzten Woche die Doppelmoral…

ANSICHT

Was uns bewegt

Familienwerte werden ja gerne von Konservativen als ein ganz entscheidendes Merkmal einer gesunden Gesellschaft dargestellt. Liberalen wird dagegen „Hyperindividualisierung“ unterstellt und Linken, dass sie überkommene Strukturen zugrunde richten (wollen) durch „Gender-Gaga“ und Beliebigkeit. Vor diesem Hintergrund hat ein Ereignis der letzten Woche die Doppelmoral vieler selbsterklärter Konservativer in den Vereinigten Staaten dramatisch offengelegt.
Was für ein herzerwärmender Anblick war es, als der 17jährige Sohn des Vizepräsidentschaftskandidaten Tim Walz, in liebevoller Erschütterung vor den Fernsehkameras des ganzen Landes in Tränen ausbrach und seinem ganzen Sohnesstolz freien Lauf ließ. Da war kein möchtegern-cooles Teenagergehabe zu sehen, sondern ein Mensch, der sich geliebt weiß und lieben will, und genau dadurch eine erstaunliche Souveränität an den Tag legte. Wer wünscht sich nicht, dass seine Kinder, Eltern, Partner oder Freunde so positiv auf einen reagieren? Ohne Scheu vor Zehntausenden von Menschen. Ein Musterbeispiel von Familie, sollte man meinen.
Doch eine Horde von Kommentatoren aus dem rechten Lager in den USA stürzten sich auf dieses ikonische Bild und verspotteten und erniedrigten den jungen Mann. Da kann man sich das Gerede von Werten, Traditionen und vom christlichem Erbe auch sparen.
Auch den Liberalen würde es gut tun, etwas aus ihrer Coolness-Ecke herauszukommen und das Potential menschlicher Emotionalität positiv zu besetzen. Eine offene Gesellschaft, in der Menschen ungehindert von Gewalt und Zwang ihre Ziele verfolgen können, wird sicherlich in einem Umfeld positiver und offener Emotionalität besser gedeihen als dort, wo Menschen ihre Gefühle unterdrücken und das dann wiederum mit demonstrativer Härte kompensieren müssen. Es gibt dafür einen wunderbaren Lebensratschlag des britischen Dichters Alexander Pope, den der liberale Vordenker Adam Ferguson in seinem „Essay on the History of Civil Society“ zitiert: „Man, like the generous vine, supported lives; The strength he gains, is from th’embrace he gives“.

AUSBLICK

Was uns interessiert

Ines Geipel war eine Leichtathletin in der DDR und wurde zum Opfer des dortigen Dopingsystems. Sie wandte sich gegen die Erwartung, aus ihr einen systemtreuen Teil des Sportkaders zu machen, und wurde schon in jungen Jahren zu einer Oppositionellen. Nach ihrer Flucht in die Bundesrepublik 1989 begann sie dort, ihren geisteswissenschaftlichen und literarischen Interessen zu folgen. Seit Beginn der 2000er ist sie auch als Schriftstellerin tätig.
Vor drei Wochen erschien von ihr ein Essay in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, in dem sie zu ergründen versucht, was den Erfolg der Rechtspopulisten von AfD und BSW in den ostdeutschen Bundesländern ausmacht. Ein bisschen musste ich schlucken, dass sie ihre sehr kritische Beobachtung besonders auch an dem Begriff der Heimat festmachte, schließlich haben wir für uns auch vor einigen Jahren der Begriff „Heimat der Freiheit“ gefunden. Aber Geipel stellt sehr klug heraus, wie diese in sich ja sehr wertvolle Vorstellung von Heimat eben auch genutzt werden kann, um zu manipulieren. Am Ende des Tages haben Höcke und Wagenknecht so wenig mit dem zu schaffen, was Heimat ausdrücken soll, wie die schäumenden Hasskommentatoren aus dem republikanischen Spektrum mit Familienwerten. Aber ihre Erzählung funktioniert leider und damit die Transformation von Begriffen und Ideen, die eigentlich Geborgenheit, Inklusion, Zuwendung, Bestätigung ausdrücken sollen in eine Terminologie, die Angst schürt und das Bedürfnis nach Stagnation und Abschottung triggert.

WELTBEWEGER

Wer etwas bewirkt

Unternehmergeist hat enorm viel mit Frustrationstoleranz zu tun. Wer das exemplarisch vorgelebt hat, ist der amerikanische Unternehmer Cyrus W. Field (1819-1892). Er hatte eine abenteuerliche Infrastruktur-Vision. Wo heutzutage und hierzulande Unternehmen so eine Aufgabe gleich an Vater Staat weiterreichen, war für Field klar, dass er sich diesen Schuh selber anziehen würde. Ihn bewegte die komplett außerweltliche Idee, Europa und die USA mit einem Telegraphenkabel zu verbinden. Das bedeutete ein Ausmaß an Risiko und einen Kapitalaufwand, den heute kaum ein Unternehmen mehr alleine in Angriff nehmen würde.
Field begann mit viel Begeisterung und Wagemut. Der technische Aufwand, der damit verbunden war, wird, auch für Laien verständlich, wunderbar geschildert in einer der Erzählungen in Stefan Zweigs „Sternstunden der Menschheit“. Ebenso anschaulich erfährt die Leserin von den drei Anläufen, die es brauchte. Auch nach dem zweiten Anlauf ließen Field und seine Mitstreiter sich nicht beirren, so dass am 16. August 1858 das erste Telegramm den Atlantik überquerte.
Rund zwei Wochen dauerte es bis zu diesem Zeitpunkt, um eine Nachricht über den Atlantik zu schicken, oft auch mal länger. Und natürlich noch einmal genauso lang, bis die Antwort eintraf. Nun war der Austausch eine Sache von wenigen Augenblicken! Was für ein gigantischer Schritt, der die Welt zusammenbrachte: Diplomatie und Außenpolitik wurde deutlich erleichtert und von Fallstricken befreit. Menschen in den unterschiedlichen Teilen der Welt konnten rascher mitbekommen, was woanders los war und was andere bewegte. Und die Weltwirtschaft erhielt natürlich einen gigantischen Booster, weil Geschäftspartner sich viel schneller und auch präziser absprechen konnten. Field ist einer der ganz großen Helden der Globalisierung und auch der Völkerverständigung gewesen. Nicht als jemand, der labert, sondern als jemand der macht.
Und auch für unsere Arbeit kann er ein wunderbares Vorbild sein: Schließlich halten viele auch unser Bemühen für utopisch. Und schließlich wollen auch wir uns nicht beirren lassen, wenn etwas nicht klappt, sondern laufen in sturem Enthusiasmus weiter unserer Vision hinterher!

Heimat der Freiheit

Neuigkeiten von uns

Personalausgaben, Büromiete, die Finanzierung von Veranstaltungen … das alles kostet ordentlich Geld. Auch uns. Vor einigen Monaten haben wir uns der Initiative Transparente Zivilgesellschaft angeschlossen, so dass man jetzt auf ein, zwei Klicks sehen kann, was wir ausgeben müssen – und was wir einnehmen können.
Stolze 30.000 Euro kommen bei uns jährlich über unser Kleinspender-Programm „Fackelträger“ rein. Und mit dem Geld auch sehr viel Ermutigung!
Aber ich bin mir sehr sicher, dass es da noch Potential nach oben gibt. Ich habe mal kurz zu den Kollegen reingeschaut – und denen gelingt es noch ein ganzes Stück besser als uns. Das Bündnis Finanzwende, 2018 gegründet, hat im Jahr 2023 allein durch Mitgliedsbeiträge über eine Million Euro eingenommen. Lobbycontrol verzeichnete im vergangenen Jahr rund 11.500 Kleinspender, deren Zuwendungen sich summieren auf 1,1 Millionen Euro. Diesen Abstand würden wir eigentlich ganz gerne verringern.
Wenn Ihr zivilgesellschaftliches Gewissen sich regen sollte, dann denken Sie doch einmal darüber nach, uns durch eine Anmeldung als Fackelträger zu zeigen, dass Sie auch bereit sind, in eine freiere Gesellschaft zu investieren. Vielleicht sind Sie schon lange Fackelträger, könnten sich aber vorstellen, ihren Beitrag zu erhöhen. Oder vielleicht fallen Ihnen andere Menschen ein, die man für das Projekt der Heimat der Freiheit begeistern kann!