Innovationsbooster Panamakanal – Mexikanische Brauereien – Natalia Ginzburg – Ordnungspolitischer Preis – Open Summit Countdown
- by Anouk
Vergangenen Monat reiste ich nach Panama. Als Verfechterin des Freihandels durfte ein Besuch am Panama-Kanal natürlich nicht fehlen. Die wohl bedeutendste Wasserstraße der Welt feiert in diesem Jahr ihr 110-jähriges Bestehen – dabei ist der Panama-Kanal weitaus mehr als nur die Verbindung des Atlantiks und Pazifiks: der Bau des Panama-Kanal zeichnet eine bewegende Geschichte über den menschlichen Erfindergeist…
ANSICHT

Innovationsbooster Panamakanal
Vergangenen Monat reiste ich nach Panama. Als Verfechterin des Freihandels durfte ein Besuch am Panama-Kanal natürlich nicht fehlen. Die wohl bedeutendste Wasserstraße der Welt feiert in diesem Jahr ihr 110-jähriges Bestehen – dabei ist der Panama-Kanal weitaus mehr als nur die Verbindung des Atlantiks und Pazifiks: der Bau des Panama-Kanal zeichnet eine bewegende Geschichte über den menschlichen Erfindergeist, Ideenreichtum und die Fähigkeit, Grenzen zu überwinden.
In den 1880er Jahren versuchten zunächst die Franzosen, einen tiefen, stufenlosen Graben durch die schmalste Stelle Mittelamerikas zu graben. Doch vergeblich: der Chefingenieur Ferdinand de Lesseps, Erbauer des Suezkanals, erkannte, dass das tropische Panama nicht dem flachen Ägypten glich: das feuchte Klima, fremde Krankheiten, monatelange Regenfälle, Fluten und Erdrutsche kosteten tausende Arbeiter das Leben und führten zum Scheitern des Vorhabens. 1903 übernahmen die USA unter der Leitung des Ingenieurs John Frank Stevens das Projekt. Stevens hatte eine andere Idee: anstatt einen Kanal durch das gesamte Land zu graben, wurde der gewaltige Chagres-Fluss zu einem riesigen See aufgestaut, über den die Schiffe geführt werden. Gustave Eiffel entwarf die Schleusentore.
Doch ein Problem bestand weiterhin: Die Arbeiter blieben den Krankheiten, insbesondere Gelbfieber und Malaria, schutzlos ausgeliefert. Damals glaubte man noch, Schlangen seien die Überträger. Erst als der US-amerikanische Arzt William Gorgas nach Panama reiste, fand er heraus, dass Moskitos die eigentlichen Überträger sind. Dank dieser Entdeckung gelang es, das Gebiet innerhalb von 18 Monaten nahezu vollständig von Gelbfieber und Malaria zu befreien. Damit hat Gorgas nicht nur hunderte Arbeiter gerettet, sondern auch einen entscheidenden Beitrag für die moderne Tropenmedizin geleistet. Nach knapp 10 Jahren Bauzeit und schätzungsweise 25.000 Toten durchquerte am 15. August 1914 der erste Dampfer „Ancon“ den Kanal. Allerdings nahm die Welt kaum Notiz von diesem historischen Ereignis, denn es wurde überschattet vom Beginn des Ersten Weltkriegs.
Bis heute haben mehr als eine Million Schiffe den 82-km langen Kanal passiert. Ohne Zweifel: Die Eröffnung des Panama-Kanals hat den Welthandel revolutioniert, da der dreiwöchige Umweg von 8.000 Meilen um das berüchtigte Kap Hoorn entfällt: Jährlich werden inzwischen über 300 Millionen Tonnen Fracht, von Lebensmitteln, über Autos bis hin zu Rohstoffen, über die Wasserstraße transportiert – das entspricht knapp 6 % des weltweiten Handels. Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Dank der verkürzten Strecke wird auch ein erheblicher Teil der CO2 -Emissionen eingespart. Bei mehr als 14.000 Schiffen, die pro Jahr den Kanal passieren, kann man von einem enormen Einsparungspotenzial der CO2 -Emissionen ausgehen.
Der Panama-Kanal ist mehr als ein technisches Meisterwerk – er ist ein Symbol für die Freiheit des Welthandels, der Menschen und Nationen miteinander verbindet. In einer Zeit, in der Abschottung und Protektionismus wieder an Einfluss gewinnen, erinnert dieses Bauwerk an den Ideenreichtum und Innovationsgeist der Menschen – über Grenzen hinweg.
AUSBLICK
Latinometrics
Meine Empfehlung für alle Zahlen-Nerds und Lateinamerika-Freunde: Der X-Account Latinometrics (auch auf LinkedIn, als Website und andernorts) liefert regelmäßig faszinierende, visuell aufbereitete Statistiken rund um die Ökonomie Lateinamerikas. Die Meldungen bieten mir immer eine willkommene Abwechslung in meinem News-Feed – und passen hervorragend zu Themen wie Freihandel.
Besonders spannend fand ich diesen kürzlich veröffentlichten Thread – wer hätte gedacht, dass Mexiko seit 2010 mit 35 Prozent der weltweit größte Bier-Exporteur ist? Bier ist eine Milliardenindustrie, und Lateinamerika spielt eine Schlüsselrolle in der globalen Produktion. Während China der größte Produzent ist, gehören inzwischen auch Brasilien und Mexiko mit fast 15 Milliarden Litern jährlich zu den führenden Biernationen. Bemerkenswert ist jedoch der Export: Mexiko dominiert den Weltmarkt und trägt mit über 6 Milliarden US-Dollar mehr als ein Drittel zu den globalen Bierexporten bei. Marken wie Corona und Modelo sind weltbekannt, was nicht zuletzt auf strategische Übernahmen großer Brauereien zurückzuführen ist. So hat Heineken 2010 die Cervecería Cuauhtémoc übernommen, und 2014 kaufte die belgische Anheuser-Busch InBev die mexikanische Grupo Modelo. Mexiko ist damit nicht nur Produktionsstandort, sondern eine zentrale Drehscheibe des weltweiten Bierhandels.
WELTBEWEGER

Natalia Ginzburg
Natalia Ginzburg zählt zu den bedeutendsten italienischen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Ginzburgs Leben war geprägt von Judenverfolgung, Faschismus und Krieg – Themen, die auch den düsteren zeitgeschichtlichen Hintergrund ihres Werks ausmachen. Ihr autobiographischer Bestsellerroman „Familienlexikon“, 1963 veröffentlicht, machte sie auch über Italien hinaus bekannt. Ginzburg reflektiert darin ihrefamiliären Erinnerungen während des Kriegs, des Faschismus und der Wirren der Nachkriegszeit.
Ginzburg wurde 1916 in Palermo in eine jüdische Familie hineingeboren und wuchs in Turin auf. Während des Kriegs lebte sie mit ihrem ersten Mann, Leone Ginzburg, Slawist und einer der Anführer des antifaschistischen Widerstandes, und ihren drei Kindern in der Verbannung in einem abgelegenen Bergdorf in den Abruzzen. Dort schrieb sie weiterhin unter Pseudonym. Als die Deutschen einmarschierten, wurde Leone verhaftet und starb 1944 an den Folgen der Folter durch die Gestapo.
Aus den Erlebnissen dieser Zeit hat Ginzburg ein Werk geschaffen, das mehr als dreitausend Seiten umfasst – Romane, Theaterstücke und Erzählungen, die von einer nüchternen Erzählweise geprägt sind. Sie gehört zu jenen Schriftstellerinnen, die sich gegen die pompöse Rhetorik des Faschismus mit Schweigen wehrten. In einem Essay über das Schweigen von 1951 schreibt sie:
„Wenn unsere Personen anfangen sollten zu reden, wird uns das tiefe Schweigen bewußt, das sich in uns verdichtet hat. Schon als Kinder schwiegen wir, wenn unsere Eltern bei Tisch mit ihren alten pompösen und blutigen Worten sprachen. Wir schwiegen aus Protest und Verachtung. Wir schwiegen, damit unsere Eltern begreifen sollten, daß wir mit diesen pompösen Worten nichts mehr anfangen konnten. Unser Schweigen war unser Reichtum. Jetzt sind wir ratlos und verzweifelt, weil wir das Elend des Schweigens kennen, von dem wir nicht mehr losgekommen sind. Jene pompösen Worte, die unsere Eltern verwendeten, sind Münzen außer Kurs, die niemand mehr annimmt. Die neuen Worte aber, das mußten wir erfahren, haben keinen Wert; man kann mit ihnen nichts kaufen.“
MITSTREITER
Ordnungspolitischer Preis an Stefan Kolev
Unsere Mitstreiter und Freunde vom Verband „Die Familienunternehmer“ verleihen jährlich den „Ordnungspolitischen Preis“. Zu den Preisträgern der vergangenen Jahre zählen Justus Haucap, Lars Feld, Clemens Fuest, Jürgen Stark, Thomas Mayer, Gunther Schnabl, Christoph Schmidt und Volker Wieland.
Dass der Preis dieses Jahr nicht nur an zwei altgediente Ökonomik-Granden, Veronika Grimm und Jens Weidmann, sondern auch an einen Rising Star und guten Freund des Hauses ging, hat uns ganz besonders gefreut! Stefan Kolev, seit anderthalb Jahren wissenschaftlicher Leiter und Mit-Gründer des Ludwig-Erhard-Forums, durfte die Auszeichnung am Mittwochabend entgegennehmen für einen Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeinen anlässlich des 80. Jahrestags des Buches „Der Weg zur Knechtschaft“ von Friedrich August von Hayek. Wir gratulieren von ganzem Herzen!
Heimat der Freiheit
Neuigkeiten von uns
Morgen in einer Woche ist es so weit. Der dritte Open Summit findet am 21. September in Berlin statt! Wir freuen uns so sehr auf unsere Gäste wie auf unsere Speaker! Es wird tiefsinnig, es wird spannend, es wird kontrovers, es wird bewegend und es wird insgesamt ein wunderbares und erfüllendes Fest der Freiheit! Um deren Bedrohung von innen und von außen etwas entgegenzusetzen, brauchen wir motivierte und kluge Menschen – der Open Summit ist der Ort, wo man sie trifft!