Subventionen sind Günstlingswirtschaft – Prometheus im Film – Rosinenbomber und Westbindung – Deirdre McCloskey
- by Anouk
Das Intel-Debakel hat rasch die Verteidiger von Subventionen wieder auf den Plan gerufen: Bestimmte Industriezweige würden nicht entstehen oder überleben, wenn der Staat nicht in Vorleistung gehe. Subventionen seien nicht per se das Problem, man müsse es halt nur richtig machen und nicht so wie die Amateure…
ANSICHT
Was uns bewegt
Das Intel-Debakel hat rasch die Verteidiger von Subventionen wieder auf den Plan gerufen: Bestimmte Industriezweige würden nicht entstehen oder überleben, wenn der Staat nicht in Vorleistung gehe. Subventionen seien nicht per se das Problem, man müsse es halt nur richtig machen und nicht so wie die Amateure, die derzeit dafür zuständig sind. Das haben die gestern und heute Zuständigen freilich auch selber genau so formuliert.
Im Juli hatte die Research Abteilung des Vermögensverwalters Flossbach von Storch eine Studie zu Subventionen veröffentlicht. Ein Ergebnis: RWE und E.ON haben in den letzten Jahren de facto keinen Cent an Steuern gezahlt, weil sie genau so viele Subventionen bekommen wie Steuern entrichtet haben. Da kann man sich die Steuergerechtigkeitsdebatten auch sparen – und auch das Bashing von sogenannten Steuerparadiesen.
Im Hintergrund der Subventionsorgien steht die Überzeugung, dass Politiker besser wissen, wo investiert werden sollte als diejenigen, deren Job das eigentlich ist. Es verlagert die unternehmerische Entscheidung weg von denen, die Verantwortung und Konsequenzen tragen; weg von denen, die die Situationen vor Ort kennen, die ein Gefühl für Kunden und Markt haben.
Warum nicht einfach mal den finanziellen Spielraum im Bundeshaushalt, der für Subventionen bereitgestellt wird, unspezifisch verteilen, etwa durch eine generelle Steuersenkung für Unternehmen? Der Bund könnte auf seinen Anteil an der Gewerbesteuer und an der Körperschaftsteuer komplett verzichten und damit in etwa denselben Betrag freimachen (um die 20 Milliarden pro Jahr), der ausweislich des Subventionsberichtes der Bundesregierung derzeit ausgeschüttet wird. Vielleicht gibt es auch noch smartere Lösungen. Es ist aber auf jeden Fall höchste Zeit, mit der derzeitigen Günstlingswirtschaft Schluss zu machen.
AUSBLICK
Was uns interessiert
Unser Namenspatron Prometheus bekommt gerade eine große Bühne. Auf Netflix wurde Ende August die britische Serie „Kaos“ veröffentlicht. Den Machern ist es gelungen, die antike Götter- und Mythenwelt bild- und erzählgewaltig in ein modernes Setting zu übertragen. Das tragikomische Epos, das sich in einem Gewirr aus unausgewogenen Emotionen, unabänderlichen Schicksalswendungen und unausgegorenen Lösungsversuchen entfaltet, nimmt den Zuschauer mit auf eine ganz herrliche Reise, in der die Zeitlosigkeit und die Jahrtausende sprengende narrative Prägekraft der alten Erzählungen deutlich wird. Inmitten dieses Chaos ist ausgerechnet der Charakter des Prometheus die Stimme der Vernunft und zugleich derjenige, der am meisterhaftesten mit dem Schicksal zu spielen weiß.
Die Serie ist prominent besetzt mit Schauspielern, die Freude an der genialen Burleske haben: Jeff Goldblum (Jurassic Park, The Grand Budapest Hotel) als Zeus, Janet McTeer (Ozark) als Hera, David Thewis (Harry Potter) als Hades und Stephen Dillane (Game of Thrones) in der Rolle unseres Namenspatrons. Ein wirkliches Sehvergnügen bei weitem nicht nur für Antike-Nerds. Wir hoffen natürlich auch deshalb auf eine zweite Staffel, weil wir gerne erfahren wollen, wie es Prometheus gelingt, weiter durch die Wirren zu lavieren …
WELTBEWEGER
Wer etwas bewirkt
Den Begriff „Rosinenbomber“ kennen viele. Aber wer hat schon einmal den Namen Gail Halvorsen gehört? Dabei ist er die Person, die den Anstoß gab zu diesem äußerst wirkmächtigen Sinnbild, das der Westbindung der Bundesrepublik mit den Weg bereitete. Fast elf Monate lang mussten 1948 und 1949 die West-Berliner mit einer Luftbrücke versorgt werden. Zu Beginn dieser Zeit kam der Airforce-Pilot Gail Halvorsen auf die Idee, den in Flughafennähe beobachtenden Kindern Süßigkeiten zukommen zu lassen, indem er das Naschwerk an Fallschirme band, die er aus Taschentüchern gebastelt hatte, und es beim Anflug herabsegeln ließ. In Windeseile wurde diese Idee auch von seinen Vorgesetzten aufgegriffen und zur offiziellen Policy gemacht. Insgesamt segelten rund 23 Tonnen an Süßigkeiten an einer Viertelmillion Fallschirmchen auf den Westen Berlins nieder.
Taten sprechen lauter als Worte. Das Signal, das die amerikanischen Soldaten an die Kinder in der belagerten Stadt, aber auch in die ganze deutsche Nachkriegsgesellschaft hinein sandten, war von entscheidender Bedeutung beim Herausbilden eines positiven Bildes der Siegermacht auf der anderen Seite des Atlantiks. Das freiheitlich-demokratische Deutschland ruht nicht nur auf den weisen Worten des Grundgesetzes oder dem Einsatz der ersten Politikergeneration, sondern auch auf solchen Versöhnungsgesten einfacher Menschen. Später berichtete Halvorsen von einer Begegnung mit den Kindern. Die Worte, die er aus seiner Erinnerung hervorkramte, spiegeln die damalige Haltung wieder – unabhängig davon, ob sie wirklich ein kleines Berliner Gör ausgesprochen hat oder ob sie nur in der Erinnerung des idealistischen Wohltäters entstanden sind: „When the weather gets so bad that you can’t land, don’t worry about us. We can get by on a little food, but if we lose our freedom, we may never get it back.”
In Zeiten eines zunehmenden Antiamerikanismus, der natürlich auch mit einer Feindschaft gegenüber der offenen Gesellschaft einhergeht, sind solche Erinnerungen besonders wertvoll.
MITSTREITER
Was andere machen
Auszeichnungen und Preise folgen bisweilen dem Dominoeffekt. Wenn man mal den ersten, zweiten und dritten hat, fangen sie an, exponentiell herab zu purzeln. Die 1942 geborene Ökonomin Deirdre McCloskey, zweifellos eine der wichtigsten lebenden intellektuellen Führungspersönlichkeiten des akademischen Liberalismus, ist inzwischen in einer solchen Lage. Sie hat neun Ehrendoktorwürden verliehen bekommen und eine Kohorte von Auszeichnungen, viele davon auch für ihr Lebenswerk. Anfang September wurde ihr die Alexander-Rüstow-Plakette der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft verliehen.
Die Klassisch-Liberale Adam Smith-Verehrerin ist auf dem ideologischen Spektrum des Liberalismus sicherlich sehr weit entfernt von Rüstow, der an Wilhelm Röpke schrieb: „Hayek und sein Meister Mises gehören in Spiritus gesetzt ins Museum als eines der letzten überlebenden Exemplare jener sonst ausgestorbenen Gattung von Liberalen, die die gegenwärtige Katastrophe heraufbeschworen haben.“ Was sie mit dem Namensgeber des Preises aber verbindet, ist das Bewusstsein, welche eminent wichtige Rolle Kultur im Leben von Menschen spielt. McCloskey hat mit ihrem dreibändigen Monumentalwerk zum Entstehen des Bürgertums als eines Trägers liberaler Weltbilder genau auf diese zentrale Bedeutung Bezug genommen.