Adam Smith Förderkreis – Bitcoin Beach – Oscar Romero – Budapest Pride Verbot – Raststätten-Monopole
- by Ricardo
Meine letzte Reise führte mich vergangenen Monat in das kleine Land El Salvador, das ich zunächst vor allem mit dem blutigen Bürgerkrieg, aber auch mit der Einführung des Bitcoins als offiziellem Zahlungsmittel 2021 verband.
ANSICHT

Bitcoin Beach
Meine letzte Reise führte mich vergangenen Monat in das kleine Land El Salvador, das ich zunächst vor allem mit dem blutigen Bürgerkrieg, aber auch mit der Einführung des Bitcoins als offiziellem Zahlungsmittel 2021 verband. Daher durfte ein Besuch bei der Organisation Bitcoin Beach (https://www.bitcoinbeach.com) im Küstenort El Zonte auf keinen Fall fehlen. El Zonte ist ein verschlafenes Surferparadies am Pazifik, in dem knapp 500 Familien leben. Außerhalb der teuren, neuen Strandhotels ist die Umgebung noch immer von Armut geprägt. Umso beeindruckender ist, was zivilgesellschaftliches Engagement hier bewirkt hat.
Noch 2019 hatten rund 90 Prozent der Bewohner von El Zonte keinen Bankzugang – und damit keine Sparmöglichkeiten, keine elektronischen Transaktionen, keine digitalen Finanzprodukte. Bitcoin Beach startete 2019 mit einer anonymen Bitcoin-Spende als lokales Experiment mit dem Ziel, die erste nachhaltige Bitcoin-Kreislaufwirtschaft aufzubauen. Mit großem Erfolg: Heute können die Menschen vor Ort alles mit Bitcoin bezahlen – von Hotelübernachtungen über Stromrechnungen bis zur Kokosnuss am Strand.
Damit finanzielle Teilhabe für alle möglich wird, konzentriert sich Bitcoin Beach heute auf Community- und Bildungsarbeit. Die Einwohner, von groß bis klein, lernen den sicheren Umgang mit Kryptowährungen, erhalten praktische Finanzbildung aber auch kostenlose Englischkurse. Gleichzeitig leisten die Mitarbeiter wichtige Sozialarbeit vor Ort: Sie organisieren regelmäßig Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche – von Surfkursen bis zu Grillabenden – um sie von der Straße fernzuhalten. Das ist ein wichtiger Teil der Arbeit. Denn die Landbevölkerung ist noch immer arm und hat kaum Zugang zu Schulbildung. Hinzu kommt: Seitdem Präsident Nayib Bukele im Ausnahmezustand regiert und mehr als 75.000 Menschen im Kampf gegen kriminelle Banden inhaftiert hat, wachsen viele Kinder ohne männliche Vorbilder auf.
Bitcoin stand von Anfang an für den Gedanken, die Macht vom staatlichen Finanzsystem zurück zu den Menschen zu bringen – allerdings blieb dieses Versprechen lange unerfüllt. Bitcoin Beach ist daher nicht nur ein gelungenes Beispiel für das Potenzial von Krypto-Währungen, sonder auch längst Vorbild für ähnliche Initiativen weltweit geworden – von Bitcoin Ekasi in Afrika, über Bitcoin Jungle in Costa Rica bis hin zu Bitcoin Lake in Guatemala. Mich hat das Engagement sehr beeindruckt, denn es zeigt, dass Kryptowährungen das Potential haben, die Menschen zu erreichen, die normalerweise von traditionellen Finanzsystemen ausgeschlossen werden. In Kombination mit ökonomischer Bildung und dezentralen Technologien wird finanzielle Inklusion so Realität. Empowerment durch Bildung und Technologie – Bottom-up statt Top-down.
AUSBLICK

Budapest Pride Verbot
Der Juni ist Pride Month – passend dazu empfehle ich heute einen Blogartikel von Gréta Kiss und Lisa Hemp zum Verbot der Budapest Pride. Der Artikel beleuchtet eine besorgniserregende Entwicklung: Viktor Orbáns Regierung beschneidet unter dem Deckmantel des „Kinderschutzes“ fundamentale Versammlungsrechte und hat die für Juni geplante 30-Jahr-Feier der Budapest Pride verboten. Hier zeigt sich ein klassisches Muster illiberaler Politik: Der Staat maßt sich an zu definieren, welche Meinungen und Lebensweisen „schädlich“ sind- ein direkter Angriff auf die Prinzipien einer offenen Gesellschaft.
Besonders perfide: Die Regierung plant den Einsatz von KI-gestützter Gesichtserkennung, um Teilnehmer zu identifizieren und droht mit Geldstrafen von bis zu 500€ – ein Überwachungsstaat im Miniaturformat. Was in Ungarn geschieht, sollte uns nachdenklich machen: Freiheitsrechte verschwinden selten auf einen Schlag, sondern werden scheibchenweise abgebaut – heute die LGBTQ+-Community, morgen andere Minderheiten, übermorgen die Meinungsfreiheit für alle.
WELTBEWEGER

Oscar Romero
Óscar Romero ist einer der bedeutendsten Märtyrer des 20. Jahrhunderts. In El Salvador spürt man an vielen Orten heute noch, dass das Vermächtnis des Nationalhelden weiterlebt. Romero wird 1917 in einfachen Verhältnissen in einer kleinen Gebirgsstadt geboren. 1977 wird er zum Erzbischof von San Salvador berufen. El Salvador ist zu dieser Zeit geprägt von Unterdrückung: Militär und Oligarchen unterdrücken und beuten aus Arbeiter, Bauern und Teile des Klerus. Romero sollte als konservativ geltender Kirchenmann die Harmonie mit dem Regime sichern. Stattdessen entwickelt er sich zu dessen schärfstem Kritiker.
Im Frühjahr 1977 wird er mit der bitteren Realität autoritärer Gewalt konfrontiert, zwei Schlüsselerlebnisse für ihn: das Massaker auf der „Plaza Libertad“ an Landarbeitern, die für ihre Rechte demonstriert haben, und die Ermordung seines Freundes, des Jesuitenpaters Rutilio Grande, durch Militärschergen. Romero entwickelt sich zur unerbittlichen Stimme gegen die Unterdrückung der Armen und Schwachen. Seine Radioansprachen erreichen Millionen Menschen in ganz Lateinamerika. Er verurteilt die Verbrechen des Militärs und der Regierung und verteidigt die unantastbare Würde jedes Einzelnen gegen alle Spielarten autoritärer Systeme.
Besonders bemerkenswert ist seine letzte Predigt. Er appelliert an die Sicherheitskräfte, unmoralische Befehle zu verweigern – ziviler Ungehorsam in Aktion. Nur einen Tag später, am 24. März 1980, erschießt ihn ein Attentäter während einer Messe am Altar. Bei seiner Trauerfeier, zu der rund eine Viertelmillion Teilnehmer kamen, sterben 40 Menschen durch Schüsse, weitere werden in der Massenpanik totgetrampelt. Romeros Tod und das Massaker heizen die Lage weiter an – Ende des Jahres begann der blutige 12-jährige Bürgerkrieg, in dem schätzungsweise mehr als 75.000 Menschen ihr Leben verlieren. Papst Franziskus spricht Romero 2015 selig, 2018 folgte die Heiligsprechung.
MITSTREITER

Raststätten-Monopole
Unsere geschätzten Freunde des Hauses Max Zombek und Benedikt Schmal, ehemaliger Mitarbeiter und Research Fellow, haben mit ihrem vor Kurzem gestarteten Projekt FORMOE – Forschungsforum Mobilitätsökonomik (www.formoe.org) ihre erste Publikation veröffentlicht: „Monopolrenten an der Autobahn: Politökonomische Wettbewerbsverzerrungen in der Raststättenkonzessionierung“.
Die Studie deckt auf, wie die Quasi-Monopolstellung der Autobahn Tank & Rast Gruppe (über 90% Marktanteil) zu überhöhten Preisen, geringer Angebotsvielfalt und mangelnden Innovationsanreizen führt. Die Autoren zeigen, dass die bloc-Privatisierung der 1990er Jahre ein Fehler war, und plädieren für gezielte regulatorische Maßnahmen zur Entflechtung. Ein wichtiger Beitrag zur Wettbewerbsdebatte, der zeigt, wie staatliche Entscheidungen langfristige Marktverzerrungen schaffen können.
Heimat der Freiheit

Adam Smith Förderkreis
Bei uns entsteht der Freiheitsfonds – und so können Sie langfristig in die Bewegung investieren. Als Teil des Adam Smith Förderkreises haben Sie die Möglichkeit, nicht nur kurzfristig zu unterstützen, sondern langfristig Verantwortung zu übernehmen. Schon mit einem jährlichen Beitrag von 1.000 Euro finanzieren Sie einen Baustein für dieses Projekts. Eine Hälfte des Beitrages fließt direkt in den Freiheitsfonds, mit dessen Erträgen wir auch in Zukunft Nachwuchstalente fördern, und neue Projekte und langfristige Ideen ermöglichen. Die andere Hälfte finanziert unsere tägliche Arbeit und laufenden Ausgaben. Der Adam Smith Förderkreis mit dem Freiheitsfonds ist unser Investment in die Zukunft.