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neue Website – Wehrpflicht – Bitcoin – Innovationsschwäche

Ziele mit Zwang durchzusetzen, funktioniert meist nicht gut. Das erzeugt Bürokratie, Kontrollwahn und führt zu mangelnder Effizienz. Die Boomer-Generation und die Generation Golf kennen das. Die unterschiedlichen Erinnerungen an die Zeit der Wehrpflicht haben diese Generationen geprägt.

ANSICHT

Photo: Funky Tee from Flickr CC BY-SA 2.0

Erinnerungen an die Wehrpflicht

Ziele mit Zwang durchzusetzen, funktioniert meist nicht gut. Das erzeugt Bürokratie, Kontrollwahn und führt zu mangelnder Effizienz. Die Boomer-Generation und die Generation Golf kennen das. Die unterschiedlichen Erinnerungen an die Zeit der Wehrpflicht haben diese Generationen geprägt. Zu Beginn meines politischen Engagements war dies ein zentrales Thema junger Menschen. Es gab welche, die aus innerer Überzeugung ihren Wehrdienst leisteten, andere verweigerten und halfen im Krankenhaus oder in der Jugendherberge, wiederum andere verpflichteten sich bei Feuerwehr oder THW. Doch über allem schwebte der Zwang. Eigentlich wollte man es so schnell wie möglich hinter sich bringen. Ein großes Thema war immer die Wehrgerechtigkeit. Der eine wurde eingezogen, der andere hatte „Rücken“. Faktisch schieden dadurch schon 30 bis 40 Prozent aus. Wieder andere studierten Theologie oder waren die 3. Söhne in der Familie und wurde ebenfalls befreit. Trotz aller Ausnahmen wurden am Ende lediglich 10-15 Prozent eines Jahrgangs zur Bundeswehr eingezogen. Es gab ein fundamentales Gerechtigkeitsproblem. Deshalb wurde die Wehrpflicht 2011 ausgesetzt.

Wenn jetzt wieder der Ruf nach einer Wehrpflicht erklingt, dann sollte neben den dann wieder auftretenden Gerechtigkeitsfragen auch der mögliche Bedarf in Betracht gezogen werden. Derzeit hat die Bundeswehr rund 182.000 aktive Soldaten und will diese bis 2031 auf 203.000 verstärken.  Das sind die Rahmenbedingungen. Würde man aktuell nur die Kohorte der 18jährigen wehrtauglichen Deutschen einziehen und die älteren Jahrgänge vernachlässigen, dann sprechen wir von einer möglichen Kohorte von rund 210.000 bis 244.000 Männern. Selbst bei einer weiteren Aufstockung der Bundeswehr wäre das Thema Wehrgerechtigkeit noch schwieriger zu lösen als 2011.

Als klassisch Liberaler sehe ich die Aufgabe des Staates im Wesentlichen in der Durchsetzung eines Rechtsstaates, der gleiches Recht für alle gewährleistet, aber auch in der Durchsetzung und Verteidigung der äußeren und inneren Sicherheit. Bei der äußeren Sicherheit gibt es zweifellos neue Herausforderungen in Europa, die es mit dem Ende des Kalten Krieges so lange nicht mehr gab. Daher ist es richtig, hier mehr zu tun. Doch dies muss freiwillig und nicht durch Zwang geschehen. Solange die äußere Sicherheit durch Freiwillige gewährleistet werden kann, sollte der Ruf nach der Wehrpflicht verstummen. Sie ist der Versuch der Konservativen, den Staat wieder in die Rolle des Erziehers zu bringen. Nicht ohne Grund wird meist im gleichen Atemzug die allgemeine Dienstpflicht für Frauen und Männer gefordert. Mehr Nanny-Staat geht nicht.

AUSBLICK

Buchempfehlung: Bitcoin - Das ehrliche Geld von Alex von Frankenberg

2022 war Alex von Frankenberg am Vorabend unseres Open Summit eingeladen, um über Bitcoin zu sprechen. Drei Jahre später ist er einer der einflussreichsten Bitcoiner in Deutschland, der bald seinen Job als langjähriger Geschäftsführer des High-Tech Gründerfonds an den Nagel hängen will, um sich ganz um das Thema Bitcoin zu kümmern. Jetzt hat er dazu ein sehr lesenswertes Buch geschrieben: „Bitcoin – Das ehrliche Geld“. Es ist ein Freiheitsbuch, eine Anleitung zur Selbstständigkeit und zur Unabhängigkeit. Es ist für Einsteiger hilfreich, weil es die Ausgangslage der Überschuldungskrise aus Sicht der „Österreicher“ gut darstellt, aber Frankenberg dann sehr schnell seine eigene Hinwendung zu Bitcoin begründet, und es geschickt mit Details der Geschichte des Bitcoin, aktuellen und weiteren Entwicklungen anreichert. Sehr schön ist auch, dass er bekannte Kritik an Bitcoin aufgreift und aus seiner Sicht widerlegt. Wer bis dahin noch kein Bitcoiner war, wird es nach diesem Buch. Für mich war das Buch vielfach ein Deja-Vu. Zeitweise fühlte ich mich zurückversetzt in das Jahr 2013, als ich im „Room 77“ bei Jörg Platzer im Graefekiez in Berlin, meinen Burger direkt mit Bitcoin bezahlen konnte. Schön war’s…

MITSTREITER

Oliver Coste beim Ludwig Erhard Forum

Unser Kollege Tom Gäbelein war diese Woche bei unseren Freunden vom Ludwig Erhard Forum eingeladen und berichtet:

Olivier Coste war als Speaker beim „LEF LAB“, um über die Innovationsschwäche Europas vor allem im Tech-Bereich zu sprechen. Olivier hat eine vielseitige Vita als Berater, CEO und Gründer vorzuweisen. Doch in den letzten Monaten widmet er seine Zeit Gesprächen mit Regierungsbeamten und Top-CEOs in Europa, um ihnen zu erklären, warum Deutschland, Großbritannien und Co. sich international von den USA und China bei technologischen Innovationen komplett haben abhängen lassen.

Seine Erklärung: Die Kosten des Scheiterns sind in Europa überproportional hoch. In der Tech-Branche ist es üblich, dass nur jedes fünfte Investment ein Erfolg wird. Man denke nur an das Fire-Phone von Amazon, das Soziale Netzwerk Google+ oder Nokia. Jeff Bezos hat Scheitern deswegen gar zur Unternehmenskultur erhoben. Die Idee: Ausprobieren, scheitern, einreißen, wieder versuchen. Das Problem in Deutschland und Europa: „Einreißen“ dauert hier überproportional lange und verursacht damit enorme Kosten. Wo die USA ein Äquivalent von 2 bis 7 Monatsgehältern pro entlassenem Mitarbeiter aufbringen müssen, wenn sie einen Geschäftszweig schließen müssen, werden in Deutschland im Schnitt 39 Gehälter pro Mitarbeiter fällig. Kündigungsfristen, Verhandlungen mit Gewerkschaften oder Umschulungen kosten enorm viel Zeit und Geld. Wenn 4 von 5 Ideen scheitern, sind Gewinne damit von vornherein ausgeschlossen. Investments in disruptive Tech-Innovationen entsprechen in Europa deshalb nur 15% vom amerikanischen Niveau.

Die intuitive Lösung und warum sie politisch zum Scheitern verdammt ist, liegen auf der Hand: Arbeitnehmerrechte schwächen ist unpopulär. Doch das ist nicht, was Olivier Coste fordert. Denn gute Tech-Mitarbeiter gehören üblicherweise zu den Top 10 Prozent der Einkommen. Nur hier will er ansetzen und flexiblere Kündigungen ermöglichen. In der Folge können Arbeitskräfte dynamischer genutzt werden, Investments werden dadurch attraktiv und die Löhne können enorm steigen. Länder mit ähnlichen Modellen wie Dänemark und Schweden weisen dazu einen besseren Gini-Koeffizienten auf als Deutschland, haben also keine stärkere Ungerechtigkeit bei den Einkommen.

Heimat der Freiheit

Unsere neue Website

Unbemerkt haben in den letzten Monaten und besonders intensiv in den letzten Wochen mehrere Leute daran gearbeitet, dass Prometheus eine brandneue Website bekommt, die Sie sich seit heute ansehen können. Dabei wollten wir einerseits einen moderneren Look haben und andererseits noch klarer verständlich machen, wofür wir stehen und was wir tun. Schauen Sie doch einmal vorbei!

Ganz besonderer Dank gilt unserer langjährigen Freundin des Hauses Cathi Bruns für das wunderbare Konzept und Layout der neuen Seite und unseren Kolleginnen und Kollegen, die zuletzt viel Mühe und Zeit investiert haben, die Seite fertigzustellen: meinen Direktorenkollegen Florian und Clemens, Marius und Emil vom Kommunikationsteam, unserem FSJler Ricardo, unserer Praktikantin Anouk und allen anderen, die noch im Hintergrund tätig waren!