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Symbolpolitischer Interventionismus – Familienepos – Mary Ward – das Potential von Selbständigkeit – unsere Praktikanten

Die Mieten steigen – wir brauchen eine Mietpreisbremse. Jugendliche trinken zu viel – ein Alkoholverbot muss her. Menschen benehmen sich nicht ordentlich im Netz – es braucht staatlich zertifizierte „trusted flagger“. Das Muster ist immer dasselbe: der Staat muss sich einmischen, um ein gesellschaftlich oder anderweitig erwünschtes Ergebnis herbeizuführen…

ANSICHT

Photo: DIW Wochenbericht

Was uns bewegt

Die Mieten steigen – wir brauchen eine Mietpreisbremse. Jugendliche trinken zu viel – ein Alkoholverbot muss her. Menschen benehmen sich nicht ordentlich im Netz – es braucht staatlich zertifizierte „trusted flagger“. Das Muster ist immer dasselbe: der Staat muss sich einmischen, um ein gesellschaftlich oder anderweitig erwünschtes Ergebnis herbeizuführen, das die Gemüter beruhigt. Jedes Mal wächst die Macht des Staates ein Stück mehr, jedes Mal verlieren die Bürger ein Stück Autonomie. Besonders grotesk wird es bei diesem Herumgepfusche dann, wenn auch noch die Empirie dem entgegensteht. So hat das ifo etwa festgestellt, dass in Folge der Einführung des (inzwischen wieder gekippten) Mietendeckels in Berlin die Zahl der angebotenen Mietswohnungen um 60 Prozent gefallen ist.

Eine ähnliche Dissonanz zwischen dem dargestellten Problem und der Realität ist jetzt durch eine Untersuchung des DIW zutage gefördert worden. Schon seit geraumer Zeit wird als ein Teilargument des „Sozialtourismus“-Vorwurfs vorgebracht, dass Geflüchtete und Migranten, die in Deutschland Sozialleistungen beziehen, diese in ihre Heimatländer schicken würden. Um diesem angeblichen Missbrauch einen Riegel vorzuschieben, wurden immer mehr Stimmen laut, die eine Bezahlkarte forderten. Seit Mai ist dieses Instrument verfügbar und wird implementiert. Und jetzt die gar nicht einmal so große Überraschung: auch diese staatliche Gängelung basiert auf einer Fehlannahme. Die Studie zeigt auf, dass sieben Prozent der Geflüchteten im letzten Jahr Geld ins Ausland überwiesen haben. Tendenz sinkend. Man sollte nicht glauben, Staatsinterventionismus sei ein ausschließliches Problem von Sozialisten – auch andere Gruppen sind eifrig dabei, dem Staat noch mehr Aufgaben zuzuweisen, wenn es nur ihrer Sicht der Welt entspricht.

AUSBLICK

Photo: Filmalcinema

Was uns interessiert

Die vor uns liegenden Feiertage bieten womöglich etwas mehr Zeit, um sich einmal mit etwas mehr Muße einem Film zu widmen. In diesem Sinne empfehle ich gerne einen meiner absoluten Lieblingsfilme von einem meiner absoluten Lieblingsregisseure. Lucchino Visconti (1906-1976) war bekannt für seine mehrere Stunden dauernden epischen Filme: Literaturverfilmungen wie „Der Tod in Venedig“ und „Der Leopard“, ein Drama über eine sich im Nationalsozialismus verstrickende Industriellenfamilie – „Die Verdammten“ – und ein vierstündiges Biopic von König Ludwig II von Bayern. Allesamt höchst sehenswert.

Aber mein ganz besonderer Favorit ist „Rocco und seine Brüder“. Mit einer eindrucksvollen Mischung aus professioneller Distanz und verständnisvoller Einfühlsamkeit begleitet der Regisseur

die Erlebnisse von fünf Brüdern, die in den 50er Jahren mit ihrer Mutter aus dem tiefen Süden Italiens nach Mailand ziehen auf der Suche nach Arbeit und einem besseren Leben. Die Dynamik zwischen den Brüdern wird mitreißend dargestellt: Die nuancierten Charakterzeichnungen. Die Rollenverteilung, die sich im Lauf der Geschichte immer wieder verschiebt. Die Mischung aus Rivalitäten, Abhängigkeiten, Bewunderung, Fürsorge, Abnabelung und brüderlicher Liebe. Und die berührende Seelentiefe, die bei jungen Menschen meist noch viel näher an der sichtbaren Oberfläche liegt als bei Erwachsenen, wo sie oft tief vergraben ist.

WELTBEWEGER

Photo: Wikimedia Commons (CC 0)

Wer etwas bewirkt

Religiöse Verfolgung und die Unterdrückung von Frauen ist etwas, das wir heute mit Ländern wie Afghanistan, Iran und Somalia verbinden – ein wenig „zivilisierter“ auch mit den Staaten der arabischen Halbinsel, Myanmar oder Indien. Vor vierhundert Jahren war die Situation in Europa freilich mitunter ähnlich dramatisch. So wurden in England unter Königin Elisabeth I. und ihrem Nachfolger Jakob I. Katholiken in erheblichem Umfang verfolgt. Über 200 von ihnen wurden hingerichtet; Tausende enteignet, gefoltert und eingekerkert. Und wenn man nicht auf einem Thron saß, hatte man als Frau auch nichts zu melden in jenen Tagen.

Beide Erfahrungen machte die englische Katholikin Mary Ward (1585-1645) in hohem Maße. Um ihrem Wunsch nachzukommen, sich für ihre Kirche einzusetzen, musste sie in die Fremde ziehen. Dort entwickelte sie die Idee, einen Orden zu gründen, der weniger streng weggeschlossen war als in jener Zeit bei Frauen üblich. Die Ordensschwestern sollten aus ihren Klöstern in die Welt hinausgehen und vor allem an Mädchenschulen arbeiten. Es ging Mary Ward um Emanzipation an allen Fronten. Damit stieß sie auch in der katholischen Hierarchie und beim Vatikan auf Granit. Die dortigen Herren misstrauten dieser selbstbewussten Frau zutiefst und man hielt sie für so gefährlich, dass man sie 1631 sogar mehrere Monate in Haft nahm.

Mary Ward gründete dennoch überall Gemeinschaften, vor allem auch in Bayern, wo der dortige Kurfürst Maximilian I. und seine Frau ihre großen Förderer und Schutzmacht wurden. Die zahlreichen Schulen der Schwestern dienten über die Jahrhunderte in katholischen Ländern als zentrale Orte der Bildung von Mädchen. Es dauerte bis 1909 ehe von Seiten des damaligen Papstes all die Schikanen einiger seiner Vorgänger offiziell aufgehoben wurden, die sich gegen Mary Ward und ihre Schwestern gerichtet hatten.

Ein englischer Geistlicher kommentierte einmal abschätzig, die neuartige Truppe wirke vielleicht auf den ersten Blick eindrucksvoll, doch das sei nur der Fall „solange sie in ihrem ersten Eifer sind. Aber der Eifer schwindet. Und schließlich sind sie nur Frauen.“ Mary Ward fand für diese Unverschämtheit klare Worte: „Der Eifer bestehe nicht in Gefühlen, sondern im Willen, das Gute zu tun, und das gut zu tun, was man zu tun habe, auch die ganz gewöhnlichen Dinge. Der Eifer schwindet, weil wir unvollkommene Frauen sind, weil wir die Wahrheit nicht lieben, weil Frauen sich manchmal zu viel an die Seelenführer anklammern, so dass mit ihnen ihr geistliches Leben steht und fällt. Der Eifer schwindet aber nicht deshalb, weil wir Frauen sind.“

MITSTREITER

Was andere machen

Vor kurzem ist die neunte Folge von Markt x Moral unseres Kollegen Justus Enninga erschienen. In dem Video geht es um die deutsche Zurückhaltung gegenüber Selbständigkeit. Anstatt die Menschen zu feiern, die den Mut finden, eigene Wege zu beschreiten, begegnen wir ihnen hierzulande wechselweise mit Unverständnis, Sorge, Neid und natürlich einer Fülle an Regulierungen, die ihnen das Leben und Arbeiten schwer machen. Dabei wäre gerade Selbständigkeit in vielerlei Hinsicht ein sehr wirkmächtiges Mittel, um unser darbendes Land wieder mit neuem Leben zu füllen: als Innovationsbooster, als Aufstiegschance und übrigens auch als Mittel der Emanzipation. Einfach mal reinschauen: Justus macht immer Mut und Freude!

Heimat der Freiheit

Neuigkeiten von uns

Eine der Säulen unserer Arbeit sind unsere großartigen Praktikantinnen und Praktikanten. Nicht nur, wenn und weil sie uns während ihres Praktikums unterstützen, sondern auch, weil sie danach zu unseren Botschaftern werden und in den unterschiedlichsten Lebens- und Arbeitsbereichen die Werte einbringen, die bei und gelebt werden, und die Ideen verbreiten, die für uns im Mittelpunkt stehen. In den vergangenen Monaten hatten wir Sandrina Hesse, Christian Gottwald und Niklas Gutsch bei uns im Team. Alle drei haben uns auch mit ein paar Sätzen ihre Erfahrungen zusammengefasst:

Sandrina: „Als Praktikantin bei Prometheus hatte ich die Möglichkeit, ein vielfältiges und spannendes Aufgabenspektrum zu übernehmen. Diese Erfahrung hat nicht nur meine fachlichen Fähigkeiten erweitert, sondern auch meine persönliche und berufliche Weiterentwicklung gefördert.“

Chris: „Mit einem sehr netten Team und einer äußerst angenehmen Atmosphäre hat man bei Prometheus das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein. Hier besinnt man sich auf die freiheitlichen Werte und die intellektuelle Tradition des Westens wie sonst fast nirgendwo in Deutschland.“

Niklas: „Bei Prometheus wurde ich so herzlich und wertschätzend empfangen, dass ich mit großer Freude auf die Zeit zurückblicke. Ich habe eine neue Heimat gefunden, wo mir gezeigt wurde: Freiheit lässt sich immer noch einen Schritt weiter denken. Auch durch die Menschen bei Prometheus hat sich mein negatives Bild von Berlin während des Praktikums ins genaue Gegenteil umgekehrt.“