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Steuerindex – Entshittification – freies Internet – International Network Working Group

Es ist keine Verklärung der letzten Jahrzehnte, wenn man feststellt: Das Internet wird schlechter. Das ergibt zum Teil Sinn, wenn man sich vor Augen führt, wie lange Netflix, YouTube und Co. keine Gewinne gemacht haben, sondern die Nutzererfahrung mit Milliarden Summen von Investoren subventioniert haben.

ANSICHT

Wikimedia Commons (CC 0)

Bahn frei für das Internet

Früher war alles besser. Nein, hier sammelt niemand Boomer-Sprüche für die Generation Debts – es geht ums Internet! Denn dort wird ausnahmsweise wirklich alles schlechter: Youtube-Videos werden dreimal in fünf Minuten von Werbung unterbrochen. Netflix hebt ständig die Preise an, obwohl immer weniger gute Serien erscheinen. Und egal welches soziale Netzwerk man nutzt, der eigene Feed wird immer mehr von billigem AI-slop verstopft.

Es ist also keine Verklärung der letzten Jahrzehnte, wenn man feststellt: Das Internet wird schlechter. Das ergibt zum Teil Sinn, wenn man sich vor Augen führt, wie lange Netflix, YouTube und Co. keine Gewinne gemacht haben, sondern die Nutzererfahrung mit Milliarden Summen von Investoren subventioniert haben. Dass das nicht ewig gehen kann, ist klar. Soweit kein Problem für Liberale, wir wissen schließlich, dass es keinen free lunch gibt. Doch folgt man Cory Doctorow und seinem neuen Buch Enshittification, dann sind viele der Gründe, warum sich die großen Plattformen dieses Verhalten ihren Konsumenten gegenüber leisten können, auch aus liberaler Sicht schwierig. Denn schnelle Wechsel zwischen Anbietern, die echten Wettbewerb und neue Plattformen hervorbringen könnten, werden häufig durch staatliche Intervention erschwert. 

Regulatory Capture macht es Unternehmen leicht, ihre Konsumenten an sich zu fesseln. Selbsthilfe ist oft illegal wegen enorm weitreichender Patentbestimmungen, die selbst Modifikationen von gekauften Geräten in vielen Fällen verbieten. Und viele der vermeintlich gekauften digitalen Medien, die man als Kunde mitnehmen wollen würde, sind gar nicht Eigentum – sondern nur im Rahmen der jeweiligen Plattform nutzbar. 

Das ist noch kein Technofeudalismus, wie Yanis Varoufakis es nennt – so viel wird schnell klar, wenn man sich dessen dünnen Argumente anschaut. Aber auch aus liberaler Sicht war das Internet der dezentralen Innovation und der offenen Zugänge erstrebenswerter und spannender. Wir sollten uns also dringend dafür einsetzen, den Staat und die von ihm gestützten großen Plattformen zurückzudrängen und uns unsere Freiheit zum Basteln, Bauen und Besitzen zurückzuholen.

AUSBLICK

Buch-Empfehlung: Enshittification von Cory Doctorow

Ich habe es schon in der Ansicht erwähnt: Cory Doctorow hat mit Enshittification ein spannendes Buch geschrieben, das viele detaillierte Analysen der großen Plattformen bietet. Von Amazon bis Twitter, von Regularien zur Modifikation von technischen Geräten bis zu den Eintrittsbarrieren durch den Kampf gegen Fake News zeichnet Doctorow ein kritisches Bild des Internets um 2020. Nicht alles scheint mir einleuchtend, nicht immer kann Doctorow seine zwischenzeitlich aufblitzende Staatsskepsis durchhalten – aber lohnend ist die Lektüre allemal.

WELTBEWEGER

Wikimedia Commons (CC 0)

International Network Working Group

Ein offenes Netzwerk, für alle zugänglich und von niemandem beherrscht – nach diesen Grundsätzen arbeiteten die Mitglieder der Network Working Group ab 1969, und ihres internationalen Pendants INWG ein wenig später, an den grundlegenden Standards für das Internet. Als informelle Gruppe von jungen Forschern und Internetpionieren fand sich die Network Working Group zusammen, um etwas zu ermöglichen, was Liberale schätzen: freie Kooperationen nach selbstgewählten Standards. Das machte auch die Vorgehensweise der Gruppe aus, denn keiner der Teilnehmer war weisungsbefugt oder auch nur abgeordnet. Stattdessen fanden sich vielfach junge Promotionsstudenten zusammen, die die Server ihrer Universitäten miteinander verbinden wollten. Um also für die Datenübermittlung gemeinsame Wege zu finden, mussten Skeptiker überzeugt und Vorbehalte ausgeräumt werden. All das fand auch Ausdruck in der Weise, wie die Protokolle und Standards formuliert wurden, nämlich als sogenannter Request for Comments. Mehr Bescheidenheit geht nicht bei der Grundsteinlegung für das weltumspannende Netzwerk, das wir heute als Internet kennen.

Heimat der Freiheit

Index der internationalen Steuerwettbewerbsfähigkeit 2025

Der Steuerindex 2025 ist draußen! Wie jedes Jahr haben wir mit der Tax Foundation ihren Index der internationalen Steuerwettbewerbsfähigkeit veröffentlicht und es damit auf die erste Seite der NZZ geschafft. Deutschland bleibt wieder einmal unteres Mittelmaß, Platz 20 von 38. Das ist nicht überraschend beim Reformwinter von Schwarz-Rot. Der Tax Index macht deutlich: Es bräuchte eine grundlegende Unternehmenssteuerreform statt der Reförmchen der letzten Jahre. Wer sich für Details und Vorschläge für echte Reformen interessiert: Reinschauen lohnt sich!