Neues Image-Video – intellektuelle Spiegelfechtereien – Irving Kristol – Protektionismus durch Subventionen
- by Anouk
Geschichte wiederholt sich nicht. Aber menschliche Verhaltensmuster schon. Das arbeitet in einem sehr lesenswerten Essay Nikolai Ott heraus, der die Leser auf eine Zeitreise in das Frankreich der Nachkriegszeit mitnimmt. Die Träume, aber auch die Spinnereien und Boshaftigkeiten, der intellektuellen Akteure jener Zeit…
ANSICHT
Was uns bewegt
Geschichte wiederholt sich nicht. Aber menschliche Verhaltensmuster schon. Das arbeitet in einem sehr lesenswerten Essay Nikolai Ott heraus, der die Leser auf eine Zeitreise in das Frankreich der Nachkriegszeit mitnimmt. Die Träume, aber auch die Spinnereien und Boshaftigkeiten, der intellektuellen Akteure jener Zeit finden sich auch heutzutage in neuem Gewand wieder. Beide Herren wären vermutlich überrascht oder indigniert, das zu hören, aber Ott findet gute Argumente, um Verbindungen zwischen Jean-Paul Sartre und Elon Musk zu ziehen.
WELTBEWEGER

Wer etwas bewirkt
Irving Kristol (1920-2009) wurde in New York in eine Familie ostjüdischer Migranten geboren. In seiner College-Zeit war er aktiv in einer Gruppe antisowjetischer Trotzkisten, wo er auch seine Frau Gertrude Himmelfarb (1922-2019) kennenlernte, die er bereits mit Anfang 20 heiratete. Die beiden bildeten über die nächsten Jahrzehnte ein absolutes intellektuelles Power Couple. Schon in jungen Jahren ist auch ihr Sohn Bill Kristol (*1952) in ihre Fußstapfen getreten. In Irving Kristols Nachruf in der taz wurde ihm attestiert, er verfüge über „ein intellektuelles Niveau, von dem man bei den meisten moderaten Konservativen nur träumen kann“.
Kristol und Himmelfarb standen an der intellektuellen Wiege des Neokonservatismus, der die US-amerikanische Politik von Reagan bis Bush junior maßgeblich beeinflusste. Entstanden war diese Ausrichtung im Umfeld enttäuschter Anhänger der Demokratischen Partei, die im Laufe der 60er Jahre das Gefühl hatten, dass sich dort zu viel Appeasement gegenüber dem Kommunismus breitmachte. Außerdem lehnten sie die Ausweitung des Wohlfahrtsstaates unter dem Stichwort „Great Society“ ab.
Die Neokonservativen waren große Verfechter des Kapitalismus, weil er die materielle Basis für Wohlstand ermöglicht und weil er individuelle Freiheiten fördert. Ihm fehle aber eine moralische Überzeugung und eine spirituelle Tiefe. Diese Dimension wollten die Neokonservativen der westlichen Wertegemeinschaft noch hinzufügen. Die Moral, die sie in die Gleichung einfügen wollten, hatte einen stark universalistischen Zug und ging von der generellen Verbesserungsfähigkeit der Welt aus. Diese Neokonservativen fügten sich ein in die Tradition der nonkonformistischen englischen Protestanten und Quaker des 17. Jahrhunderts, die in Nordamerika ein neues Jerusalem errichten wollten; in die Tradition der Radikalen des 19. Jahrhunderts, die Sklaverei bekämpften, für Frauenrechte stritten und das allgemeine Wahlrecht ausweiten wollten; und in die Tradition der missionarischen US-Außenpolitik von Woodrow Wilson bis John F. Kennedy. Ihre quasi-religiöse Mission war es, der ganzen Welt eine westliche Prägung zu geben.
Spätestens mit dem Irak-Krieg 2003 und dessen Folgen war diese Ideologie schwer beschädigt. Aber ihre Prägekraft war in der Zeit davor enorm und hat womöglich entscheidend sowohl zum Fall des Eisernen Vorhangs beigetragen als auch dazu, dass die Welt danach einen erheblichen Sprung in Richtung Demokratisierung und Marktwirtschaft machte.
MITSTREITER
Was andere machen
Unter Federführung von Agnieszka Gehringer hat das Flossbach von Storch Research Institute eine Untersuchung veröffentlicht zum rasant wachsenden Protektionismus. Anders als viele vermuten würde, sind nicht etwa nur Zölle ein gigantisches Problem. Auch Subventionen spielen eine entscheidende Rolle. Die haben natürlich nicht nur Auswirkungen auf die Preisgestaltung von Produkten, sondern werden auch direkt von den Konsumenten über Steuern getragen. So zahlen die Konsumenten oft doppelt drauf.
Heimat der Freiheit
Neuigkeiten von uns
Unsere Kollegin Thurid hat zusammen mit unserem Kollegen Emil in den vergangenen Wochen einen neuen Imagefilm für Prometheus produziert. Auf ganz wunderbare Weise bringt er zum Ausdruck, für welche Haltung zum Leben und zur Welt Prometheus steht. Inmitten von Katastrophismus, Resignation und Verzweiflung wollen wir die Insel des Lebensmutes und der Zuversicht sein. Schauen Sie doch mal rein und lassen Sie sich auch den wohligen Schauer von Optimismus dabei über den Rücken laufen!