FSJler bei uns – Subsidiarität und Populismus – Verführbarkeit – Thomas Carlyle – Schwarzbuch
- by Anouk
Die Landtagswahlen im vergangenen Monat wurden vorwiegend mit Themen bestritten, die vorwiegend oder ganz in den Bereich der Bundespolitik fallen: der Umgang mit Russland, Migration, Infrastruktur, Inflation. AfD und BSW sind vorneweg marschiert, und den anderen Parteien blieb irgendwann nichts anderes mehr übrig, als hinterher zu watscheln. Zumindest aus ihrer eigenen Sicht…
ANSICHT

Was uns bewegt
Die Landtagswahlen im vergangenen Monat wurden vorwiegend mit Themen bestritten, die vorwiegend oder ganz in den Bereich der Bundespolitik fallen: der Umgang mit Russland, Migration, Infrastruktur, Inflation. AfD und BSW sind vorneweg marschiert, und den anderen Parteien blieb irgendwann nichts anderes mehr übrig, als hinterher zu watscheln. Zumindest aus ihrer eigenen Sicht. Mit Landesthemen können man derzeit leider nicht gewinnen, scheint die Vorstellung der düpierten „Parteien der Mitte“.
Dabei hat man selber jahrelang an der Einschränkung des Spielraums der Bundesländer mitgewirkt. Für Geld vom Bund hat man sich verschiedenste Kompetenzen abkaufen lassen. Und mancherlei Felder hat man auch freiwillig aufgegeben, um die Schuld dann dem Bund zuschieben zu können. Durch diese Selbstkastration hat man den Ablenkungsmanövern der Populisten Vorschub geleistet. Gerade angesichts der ubiquitären Genervtheit durch die Ampel-Koalition wäre ein auf die Rückübertragung von Kompetenzen gerichteter Wahlkampf spannend geworden. Gerne auch mit einem zarten Hauch Populismus gewürzt: „Wenn die in Berlin das nicht können, dann machen wir das halt wieder.“
AUSBLICK
Was uns interessiert
Eines der spannendsten Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe, ist „Not Born Yesterday: The Science of Who We Trust and What We Believe“ des französischen Kognitionswissenschaftlers Hugo Mercier. Er beschäftigt sich in seiner Forschung mit der Frage, wie leicht Menschen verführbar und manipulierbar sind, und geht somit einem Narrativ auf den Grund, das im Zeitalter von Populismus und Extremismus besonders häufig verwendet wird. Dabei stehen seine Erkenntnisse oft quer zu den Intuitionen, die man zu diesem Themenkomplex hat – und die womöglich auch geprägt sind von beständig wiederholten Standarderzählungen. Kurz: der Mensch geht viel weniger auf den Leim als man denkt.
Eine Anekdote war für mich besonders lehrreich: Im Jahr 1969 kam in der Stadt Orleans das Gerücht auf, dass junge Mädchen in den Umkleidekabinen von Modegeschäften entführt und in die Zwangsprostitution gebracht würden; bald wurde auch noch eine antisemitische Komponente sichtbar. Das Gerücht erfasste die Stadt und in Windeseile das ganze Land. Aber am Ende hatte es nur die Funktion einer gut erzählbaren Geschichte und wurde nicht ernstgenommen. Das lässt sich daran erkennen, dass keiner sein Verhalten entsprechend umstellte. An den Taten von Menschen kann man in der Regel viel besser erkennen, wie ernst sie ein Problem wirklich nehmen, als nur an ihren Worten.
WELTBEWEGER

Wer etwas bewirkt
Welche Erwartungen richten wir an Politiker? Das ist eine Gretchenfrage liberaler Weltanschauung. Karl Popper bemerkte in seinem Werk „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“, dass „Platon dadurch, dass er das Problem der Politik in Form der Frage stellte ‚wer soll herrschen?‘ oder ‚wessen Wille soll der höchste sein?‘, die politische Philosophie gründlich verwirrt hat.“ Denn so hat der Urvater der politischen Theorien den Blick auf Personen statt auf Institutionen gelenkt. Diese Perspektive ist im 19. Jahrhundert von einem britischen Historiker aufgegriffen und massiv verstärkt worden: Thomas Carlyle (1795-1881) hat wie nur wenige das Verständnis von Geschichte in der westlichen Welt geprägt.
Sein wahrscheinlich einflussreichstes Werk „On Heroes, Hero-Worship, & the Heroic in History“ erschien 1841 und stellte an beispielhaften „Großen Männern“ dar, wie Geschichte gestaltet wird: durch Götter wie Odin, Propheten wie Mohamed, Dichter wie Shakespeare, religiöse Führer wie Luther, Gelehrte wie Rousseau und Könige wie Napoleon. Aus dieser kleinen Schrift entstand die außerordentlich wirkmächtige „Great man theory of history“, die natürlich Staatsmännern sehr zupass kam und von ihnen dankbar wiederholt wurde, kam es in dieser Sichtweise ja viel mehr auf sie an als auf Regeln oder Institutionen, von den Bürgern ganz zu schweigen. Bedeutende liberale Stimmen wie Herbert Spencer, Jacob Burckhardt und Ernst Cassirer wandten sich gegen diese Geschichtsdarstellung, die eine gigantische Steilvorlage für Autokraten aller Couleur darstellt. Durchsetzen konnte sich freilich Carlyle, der mit seinem Entwurf auf der Seite der Mächtigen stand. Noch immer lebt unsere politische Kommunikation davon, dass man die Hoffnung auf große Männer (inzwischen auch Frauen) setzt, von denen man sich Erlösung erwartet – von Lindner bis Wagenknecht, von Pistorius bis Merz. Noch immer sollten Liberale dagegen rebellieren. Sollten.
MITSTREITER
Was andere machen
Vorgestern hat der Bund der Steuerzahler wieder sein humoristisches Spitzenprodukt auf den Markt gebracht, das „Schwarzbuch“ der Steuerverschwendung. Manchmal bleibt einem zwar das Lachen im Halse stecken, aber generell tut es schon auch ganz gut, die Fassungslosigkeit über den Umgang mit Steuergeldern ein wenig durch Lachen abzudämpfen. Zu den diesjährigen Funden der Steuerschnüffler gehören: eine Imagekampagne der Bundesregierung für Sozialen Wohnungsbau in Höhe von einer guten halben Million Euro; ein Pferdegestüt im Besitz des Landes Mecklenburg-Vorpommern, das Jahr für Jahr Defizite anhäuft; ein Fahrrad-Parkhaus, bei dem Kosten von 11.000 Euro pro Stellplatz angefallen sind; und 90.000 Euro für die Neudichtung einer Stadthymne für Hamburg anlässlich der EM, deren fast 30.000 Euro teures Musikvideo in den letzten vier Monaten 4.000 Mal geklickt wurde. Na, wenigstens können die Produzenten hoffen, mit Hilfe des Bundes der Steuerzahler die Aufrufzahlen zu erhöhen …
Heimat der Freiheit

Neuigkeiten von uns
Bei uns steht eine wirklich fundamentale Neuerung an: Prometheus hat seit Anfang Oktober einen vierten Vollzeit-Mitarbeiter! Wir freuen uns riesig, dass Ricardo Schwarz Diaz Manresa sich entschieden hat, bei uns sein Freiwilliges Soziales Jahr zu absolvieren. Ricardo, der aus der Nähe von Darmstadt stammt und 19 Jahre alt ist, passt schon insofern hervorragend zu uns, als er bereits unternehmerisch tätig ist und junge Künstler dabei unterstützt, ihre ersten Werke zu verkaufen. Mit einer solchen Lebenseinstellung ist er bestens aufgehoben in der Heimat der Freiheit. Wir freuen uns auf all die vielen Wegmarken, die wir gemeinsam setzen, und all die Ziele, die wir gemeinsame erreichen werden!