Freihandel im Kreuzfeuer – Die geheimen Archive des Vatikans – Frédéric Bastiat – Australien und der Ressourcenfluch
- by Anouk
Viele schimpfen über Donald Trump. Sie halten ihn für unberechenbar, vulgär und fremdenfeindlich. Dem will ich gar nicht widersprechen. Dass er Unternehmenssteuern in den USA senken, die Steuerzahler mit und ohne Familie entlasten sowie die Freibeträge für die Erbschaftsteuer drastisch erhöhen will, geht aber in Deutschland etwas unter…
ANSICHT

Was uns bewegt
Viele schimpfen über Donald Trump. Sie halten ihn für unberechenbar, vulgär und fremdenfeindlich. Dem will ich gar nicht widersprechen. Dass er Unternehmenssteuern in den USA senken, die Steuerzahler mit und ohne Familie entlasten sowie die Freibeträge für die Erbschaftsteuer drastisch erhöhen will, geht aber in Deutschland etwas unter. Es passt nicht so richtig ins Bild der veröffentlichten Meinung.
Sorgen machen muss uns aber auch seine Politik gegen den Freihandel. Im Wahlkampf kündigte er bereits Zölle an: von 10 bis 20 Prozent auf alle Importe und speziell von 60 Prozent auf Importe aus China. Dies wird den Welthandel erschüttern und es ist zu befürchten, dass daraus weltweite Gegenmaßnahmen entstehen. Man muss nicht zu pessimistisch veranlagt sein, um dies als große geopolitische Gefahr zu sehen. Seit David Ricardo, John Bright und Richard Cobden sind Liberale überzeugt, dass Freihandel nicht nur Grundlage für weniger Armut ist, sondern auch friedensstiftend wirkt. Wer Handel, auch grenzüberschreitend, betreibt, lernt den Handelspartner kennen und meist auch schätzen. Die gegenseitige Abhängigkeit ist zum Vorteil beider Seiten. Wer diesen Handel unterbricht, akzeptiert, dass Waren teurer werden und nur noch Wohlhabende sie bezahlen können. Und diejenigen, die diese Waren herstellen, kennen dann nur noch „Binnenmärkte“, die klein und provinziell sind. Der Markt ist aber universell. Er kennt keine Landesgrenzen, sondern nur die Welt.
AUSBLICK
Was uns interessiert
Meine Buchempfehlung (vielleicht auch zu Weihnachten) ist ein Werk von Hubert Wolf, Professor für Kirchengeschichte in Münster: „Die geheimen Archive des Vatikan und was sie über die Kirche verraten“. Darin gibt er uns einen spannenden Einblick in die Vatikanischen Archive und untersucht die Rolle Papst Pius‘ XII (1939-1958) in der Zeit des Nationalsozialismus und der Judenverfolgung – ein streckenweise dunkles Kapitel der katholischen Hierarchie. Interessant ist auch die Auseinandersetzung der Kirche mit den Erkenntnissen der Naturwissenschaften. An der Katholischen Kirche ist faszinierend, dass sie in ihrem langen Wirken über 2.000 Jahre zahlreiche Wendungen und Anpassungen vorgenommen hat, die im Zeitraffer kurz erscheinen, die aber oft über Hunderte von Jahren vollzogen wurden und immer noch nicht abgeschlossen sind.
Der Umgang mit Erkenntnissen der Naturwissenschaften, mit Gelehrten wie Galileo Galilei und Charles Darwin, zeigt, dass die Offiziellen der Kirche oft geirrt haben, dass sich die Institution Kirche über einen langen Zeitraum einem Lernprozess aussetze musste, der oftmals sehr pragmatisch war. So war die Zensur von Büchern ein beliebtes Instrument der Kontrolle über Inhalt und Lehre der Kirche und des übrigen Gesellschaftslebens. Die Kirche hatte durch die Klöster, in denen Bücher abgeschrieben und vervielfältigt wurden, eine Art Monopol über deren Inhalte. Das Verbot von Büchern war daher ein Verbot von Informationen. Erst mit der Erfindung des Buchdrucks und der kirchenunabhängigen Vervielfältigung von Büchern war die Zensur und der Index verbotener Bücher „nur noch“ ein Instrument der innerkirchlichen Disziplinierung. So machte es die Katholische Kirche dann auch. Außerhalb war dies nicht mehr möglich. Kurz gesagt: Wettbewerb schafft Freiheit – auch die Meinungsfreiheit.
WELTBEWEGER
Wer etwas bewirkt
Apropos Freihandel. Hier empfehle ich den 1846 erschienenen Essay „Schutz der Sonne“ von Frédéric Bastiat (1801-1850). Darin ironisiert Bastiat eine fiktive Petition der Lampen- und Leuchten-Produzenten an das französische Parlament. Sie fordern ein Gesetz zur Schließung aller Fenster, Läden und Luken, durch die das Sonnenlicht in die Häuser eindringen kann. Dies soll die Industriezweige der Lampen- und Leuchten-Produzenten vor billiger Konkurrenz durch das Sonnenlicht schützen und gleichzeitig Arbeitsplätze in der Lampen- und Leuchtenindustrie fördern. „Wir leiden durch die unerträgliche Konkurrenz eines Rivalen, dessen Produktion offenbar so begünstigt ist, dass er unsere Märkte mit einem Licht von fabelhafter Billigkeit überschwemmt …“ Trump müsste Bastiat lesen. Es ist einfach geschrieben. Er könnte es verstehen.
Es war die große Leistung des französischen Ökonomen und Publizisten, dass er die Einsichten der gerade entstehenden Wirtschaftswissenschaften in Narrative übersetzen konnte, die in der breiten Masse verfingen. Gerade in einer Epoche der breiten Alphabetisierung und gleichzeitig Demokratisierung war es bedeutsam, die öffentlichen Diskurse zu prägen. Bastiat saß folglich auch nicht nur hinterm Schreibtisch, sondern begab sich in die großen Debatten seiner Zeit als Mitglied des französischen Parlaments ab 1848. Er hatte erst 1844 mit seiner publizistischen Tätigkeit begonnen, was eine gewisse Tragik birgt, weil er schon 1850 einem Tuberkulose-Leiden erlag.
Heimat der Freiheit
Neuigkeiten von uns
Unser Research Fellow Felix Grabenhofer hat in Wien Wirtschaftswissenschaften studiert und sich im Rahmen seiner Bachelorarbeit mit der wirtschaftlichen Entwicklung Australiens und den Auswirkungen des Ressourcenreichtums auf dem Kontinent auseinandergesetzt. Anders als in den an Bodenschätzen reichen Ländern wie Nigeria, Venezuela oder Angola ist es dort gelungen, dem sogenannten Ressourcenfluch zu entgehen. Felix hat sich mal angeschaut, was die Ursachen dafür sein könnten.