Bundesverdienstkreuz für Schäffler – Frankreich-Wahl – Podcast ReImagining Liberty – Antigone – Essay-Wettbewerb
- by Anouk
Auf Obama folgte Trump und nun droht auf Macron LePen zu folgen. Bedeutende westliche Demokratien erleben veritable Achterbahnfahrten: Von progressiven jungdynamischen Hoffnungsträgern, die über weite Teile des politischen Spektrums vermittelbar scheinen, kippt es zu populistischen Angstmachern…
ANSICHT

Was uns bewegt
Auf Obama folgte Trump und nun droht auf Macron LePen zu folgen. Bedeutende westliche Demokratien erleben veritable Achterbahnfahrten: Von progressiven jungdynamischen Hoffnungsträgern, die über weite Teile des politischen Spektrums vermittelbar scheinen, kippt es zu populistischen Angstmachern, die autoritäre Lösungen in Aussicht stellen, um Gesellschaften wieder zu schließen.
Die Ursachenforschung füllt inzwischen Bibliotheken. Und jedes Land ist ja auch unterschiedlich. Doch sticht ins Auge, dass Typen, die von sich selbst und von anderen als Heilsbringer stilisiert werden, offenbar diese Erwartungen nicht so recht erfüllen können. Die Enttäuschung, die sich daraus ergibt, liefert womöglich dem Populismus neues Futter. Könnten Obama und Macron mit ihrem Auftreten und ihren Versprechen mitverantwortlich sein für eine frustrierte Wählerschaft? Beiden ist zumindest gemeinsam, dass sie Politik eine entscheidende Rolle zugewiesen haben in ihrer Botschaft. Sie haben genau das ausgestrahlt, was Ronald Reagan einmal augenzwinkernd als “the nine most terrifying words in the English language” bezeichnete: “I’m from the Government, and I’m here to help.”
Nachdem die Wähler das Gefühl hatten, dass die eine Seite ihnen nicht die Ergebnisse geliefert hatte, die ihnen versprochen worden waren, wandte man sich der entgegengesetzten Seite zu, die nicht nur noch mehr verspricht, sondern auch sehr viel geschickter mit Feindbildern agiert, die man im Zweifel immer dafür verantwortlich machen kann, dass man noch nicht geliefert hat.
Hier hat das liberale Lager leider auch eklatant versagt: Man hätte die selbstbestimmte Bürgerin viel stärker in Stellung bringen müssen, die nicht glaubt, dass die Politik ihre Probleme lösen könne und auch gar nicht solle. Als Gegenentwurf zu populistischer Politik darf nicht nur noch mehr (aber dafür endlich „gute“) Politik zur Verfügung stehen, sondern auch das Gegenteil: weniger Politik – mehr Bürger. Darüber habe ich auch früher schon geschrieben:
AUSBLICK
Was uns interessiert
Aaron Ross Powell hat für das amerikanische Cato Institute das Bildungsportal Libertarianism.org ins Leben gerufen, das unser Freiheitslexikon inspiriert hat. Seit drei Jahren arbeitet er jetzt beim Institute for Humane Studies und hat vor zwei Jahren ein Podcast-Projekt unter dem Titel ReImagining Liberty gestartet. Sich dort einmal umzusehen, lohnt sich sehr. Powells Anliegen ist es, die Ideen des Libertarismus oder auch Klassischen Liberalismus aus ihrer Vergangenheitsschwere zu befreien und für die Gegenwart neu zu formulieren und weiterzuentwickeln. Die Liste seiner Gesprächspartner ist zugleich inspirierend und eindrucksvoll. Unter anderem kann man dort hören: Tom Palmer, David Boaz, Deirdre McCloskey, Pete Boettke, Chandran Kukathas und viele (leider fast ausschließlich US-amerikanische) aufstrebende Intellektuelle. Powells Selbstbeschreibung für den Podcast ist einfach auf den Punkt und mir so sympathisch, dass ich ihn sofort für meine eigene Arbeit übernehmen würde: „The emancipatory and cosmopolitan case for radical social, political, and economic liberalism.“
WELTBEWEGER

Wer etwas bewirkt
Individualismus und Selbstverantwortung sind Konzepte, die uns vertraut sind und ganz selbstverständlich gelebt werden, auch weit über das liberale Umfeld hinaus. Aber sie mussten erst langsam entstehen. Der Homo Sapiens musste sich freistrampeln und differenzieren, nachdem er die allerlängste Zeit seiner Existenz in kleinen, geschlossenen und streng hierarchischen Gruppen sein Dasein gefristet hatte. Der wichtigste Träger bei diesem Wandel war Kultur – im weitesten Sinne, also Narrative, die in einer Gesellschaft verbreitet werden.
Ziemlich am Anfang des Prozesses steht die Figur der Antigone, die der griechische Dichter Sophokles in seinem gleichnamigen Drama verewigt hat. Sie bricht aus den traditionellen Gepflogenheiten aus und stellt sich demonstrativ gegen die Mächtigen und ihre Ungerechtigkeiten. Damit ist sie ein Urbild für das, was sich später zum Beispiel als Gewissensfreiheit und ziviler Ungehorsam herausbilden wird. Seit meinen Schulzeiten begleitet mich diese Figur in meiner Sicht auf die Welt, in meinem Pflichtgefühl und auch als Vorbild, wenn der Dichter ihr die Worte in den Mund legt: „Nicht mitzuhassen, mitzulieben bin ich da.“
WELTBEWEGER

Wer etwas bewirkt
Letztes Jahr haben unser Kollege Justus sowie Marius Drozdzewski, ein Freund unseres Hauses, gemeinsam den Essaypreis „Demokratie und Wirtschaft“ gewonnen, der von der WirtschaftsWoche und dem Zentrum Liberale Moderne zusammen ausgelobt wird. Auch dieses Jahr kann man – bis zum 1. September – etwas einreichen und bis zu 5.000 Euro sowie eine Publikation in der WirtschaftsWoche gewinnen.
Heimat der freiheit

Neuigkeiten von uns
Am 3. Juli 2014 – ich habe das noch einmal überprüft – schickte mir Frank Schäffler die Entwürfe für unsere Prometheus-Visitenkarten. Wir waren ein halbes Jahr vorher eine Woche lang in Washington gewesen und hatten uns dort darauf geeinigt, unser gemeinsames Projekt eines liberalen Think Tanks in Angriff zu nehmen. Das Jahr 2014 stand dann ganz unter dem Stern der Vorbereitungen, was eben auch den Einsatz von Visitenkarten erforderte.
Genau zehn Jahre später hatte ich gestern die große Freude, Frank dabei zu begleiten, wie er aus der Hand von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas das Bundesverdienstkreuz in Empfang nahm. (Ich war persönlich ganz froh, dass es die bodenständige und aufrichtige Ruhrgebiets-SPDlerin Bas war und nicht der offiziell verleihende Bundespräsident …) Bas würdigte dann auch ganz explizit den zivilgesellschaftlichen Einsatz meines Kollegen und Freundes: „Ihre liberalen Überzeugungen zeigen Sie auch außerhalb des Bundestags. 2014 waren Sie Mitbegründer des liberalen Denkfabrik Prometheus, für die Sie sich als ehrenamtlicher Geschäftsführer weiterhin einbringen.“ Ja, das tut er – und zwar mit grenzenloser Energie und sehr viel Herzblut. Wir können zwar keinen Orden verleihen, aber zumindest unseren großen Respekt ausdrücken für einen lebenslangen Einsatz für die Sache, ganz oft ohne Rücksicht auf persönliche Vorteile. Bitte weiter so!